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Donnerstag, 29. August 2013

Ameisenhaufen




Wer hätte gedacht, dass Ameisen auch Schiff fahren?
Ein 5-tägiger Bootstrip führt uns vom Westen Lomboks über Santosa, Komodo nach Flores und via Rinca und Moyo zurück nach Lombok. Die Strände der einsamen Inseln sind die Schönsten, die ich je gesehen habe. Der Sand wechselt mit jeder Insel die Farbe von schneeweiss mit Korallenstücken über pink bis zu schwarzem Lava Sand (vorsicht heiss). Die Riffs sind atemberaubend. Das Dynamitfischen ist nicht bis hierher gekommen. Teilweise werden die Korallen sogar wieder aufgeforstet. Und ja, die Riffs und ihre Bewohner sehen aus wie in einer Fernsehdoku und da das Wasser kristallklar ist, kann man auch alles gut sehen. Einmalig!!!


Wären da nicht die Ameisen gewesen. Auf dem Schiff (siehe oben) waren 38 Ameisen einquartiert, 12 davon in Kabinen. Der Rest hat sich über das Schiff verteilt. Wer einen Schlafsack hatte, konnte den Sternenhimmel an Deck bewundern. Wer nicht auf den Wind vorbereitet gewesen ist, hat am Boden des Speisesaals geschlafen. Die Logistik mit 3 Toilette und Duschen hat erstaunlich gut geklappt, bis die seekranken Ameisen die Schüsseln nicht mehr getroffen haben. Das Essen war echt lecker. Hätten die Ameisen nicht ihre Teller überfüllt und dann die Hälfte weggeworfen, wäre auch immer genug da gewesen. 


Und trotzdem, ich würde mich wieder in den Ameisenhaufen setzen. Die Landschaft, das Meer und die Tiere sind so faszinierend und mystisch, dass ich es nur empfehlen kann.




Montag, 26. August 2013

Seekrank?



Wikipedia: Reise-, Bewegungskrankheit, fachspr. Kinetose nennt man die körperlichen Reaktionen wie Blässe, Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen, die durch ungewohnte Bewegungen ohne den notwendigen Schwingungsausgleich ausgelöst werden können. Seekrankheit, Luftkrankheit, Raumkrankheit oder die Landkrankheit von Seeleuten auf Landgang sind bekannte Varianten.

Daniela: Auf einer 5-tägigen Bootstour kann der Körper unterschiedlich reagieren. Die kleine Engländerin kotzt schon in der zweiten Nacht, weil sie die Wellen nicht verträgt. Wegen der farbig mit Erbrochenem tapezierten Toiletten wird der Spanier verdächtigt, der mit dem Käptain so einiges an Palmschnaps getrunken hat. Ist der grosse Schweizer auch Seekrank? Bei der Wanderung auf Rinca in der tropischen Sonne wird im schwindlig und übel. Nein, nicht Seekrank. Er hat mit dem Spanier und dem Käptain Palmwine und Bintang getrunken. 
Dem kahlköpfigen Deutschen wird am 4.Tag ganz elend. Zwei Wanderungen ohne Hut und exzessives Sonnenbaden haben da aber wohl mehr dazu beigetragen als die Wellen.

Mir geht es super. Die Wellen wiegen mich jede Nacht in den Schlaf und bringen mich am nächsten Morgen zu herrlichen Stränden und atemberaubenden Riffs. Am ersten Tag an Land verändert sich alles. Wenn ich still hin sitze, wird mir schwindlig und ich bin gereizt. Mein Magen ist ganz flau und ich stehe mehrmals vor der Toilette ohne zu wissen, ob ich mich nun drauf setzen oder davor hinknien soll. Einzige Therapie: schaukeln in der Hängematte. Bin ich jetzt ein Seemann?


Donnerstag, 8. August 2013

Vom 1. Augschtä bis 2. Jenner

Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass die Glaubensbekundungen während den letzten 10 Tagen des Ramadan über den Lautsprecher neben unserem Bungalow kundgetan werden. Am 8. August ist der Ramadan zu Ende, was mit einem grossen Fest gefeiert wird.

Am Vorabend gibt es eine grosse Feier. Man stelle sich eine Mischung aus 1. August und 2. Jenner (Lokalfasnacht in Sigriswil bei Thun) vor. Lautes Feuerwerk mit viel Laut und wenig Feuer, selbstgemachte Verkleidungen und ein Umzug. Der Umzug wird von Pickups angeführt, die islamische Symbole aus Pappe und grosse Lautsprecher mit sich führen. Der eine Wagen wird von so etwas wie einer Guggenmusig begleitet. Um 5 Uhr morgens dreht der Wagen mit den Lautsprechern seine letzte Runde. Die gesungenen Gebete klingen aber anders. Wäre ich nicht der Meinung, im Islam sei Alkohol verboten, müsste ich annehmen, unsere Fasnächtler seien betrunken. Wie man sieht, sind wir also nicht am anderen Ende der Welt. Wir haben nur eine andere Zeitrechnung und anderes Wetter.

Das Erwachen heute morgen war dann aber die grösste Überraschung. Alles ist geschlossen (ausser die Moschee natürlich). Das schweizer Restaurant hat geöffnet. Die Besitzerin arbeitet heute alleine und um 10 Uhr morgens hat sie bereits nichts anderes mehr anzubieten ausser Toast und Kaffe.

Ist es nicht herrlich, lokale Bräuche mal hautnah mitzuerleben? Ich und Alain finden das super. Aus dem gestressten Gesichtsausdruck der Restaurantbesitzerin ist aber zu lesen, dass nicht alle Touristen das so sehen. 


Montag, 5. August 2013

Ein Tag am Strand von Kuta, Lombok

Ein normaler Tag am Strand

  • Einen Schattenplatz suchen 
  •  Sarung ausbreiten (handgewobenes Tuch, dass Alain in harten 2-stündigen während dem Essen Verhandlungen von einer Verkäuferin für 7.- erworben hat. Mir hat die Verkäuferin dann so leid getan, dass ich ihr noch 1.- extra gegeben habe – ich bin nicht fürs Feilschen gemacht)
  • In der Sonne schlafen 
  • Coco verde trinken
  • Buch lesen (das Herzhören – deeeer Buchtipp)
  • Schnorcheln (Seesterne, Seeigel, Fische in allen Farben) 


 

Ein etwas anderer Tag am Strand 

Alain hat was Schlechtes gegessen und liegt mit Durchfall im Bett. Ich gehe wie gewohnt zum Strand. Aber es scheint sich gerade ein Paralleluniversum aufgetan zu haben:  

Die Kinder, die Armbändchen verkaufen, scheinen mich ohne Alain nicht wieder zu erkennen. Sie wissen offensichtlich nur, dass der grosse Mann keine Armbänder will. Ich bin aber nur eine Frau, die ganz sicher Mitleid hat und viele, viele Armbändchen braucht. 



Die Schattenplätze unter den Palmen sind alle besetzt. Sonst waren wir doch immer alleine hier? Also setze ich mich auf einen Unterstand. Und o Wunder, der Besitzer der nahegelegenen Bar kommt sofort zu mir, will unbedingt schwimmen gehen und Bier trinken. 



Ich mache mich auf den Weg zum etwas besser besuchten Standabschnitt. Unterwegs will mir ein Einheimischer mit hochgezogener Kapuze und Sonnenbrille Drogen verkaufen??? 

Ich breite den riesigen Sarung in der Sonne aus und schon kommt der Kokusnuss Man, um mir eine Erfrischung anzubieten. Sobald er aufgestanden ist, gesellt sich ein kleines Mädchen zu mir, dass wohl Schokolade will (soviel zu meinen Sprachkenntnissen). Ich gebe ihr einen Schluck von der Kokusnuss und voila, schon ist der kleine Bruder da. Sie streiten sich um die Nuss und bald erscheinen die Mutter und die grosse Schwester. Sie unterhalten sich rege mit mir und beginnen, meine Arme und Schultern zu kneten. Ich bin verunsichert. Wollen sie sich mit einer Massage für die Nuss bedanken? Die Mutter füllt den restlichen Kokussaft in einen Becher, sie verneigen sich mit den Worten „fisss, fisss“. Offenbar war ich der Glücksbringer für den nächsten Fischfang.  



Und dann kann ich doch endlich noch etwas entspannen. Wäre da nicht mein riesiger Mangel an Armbändchen, den die emsigen Verkäuferleins natürlich sofort decken wollen... 


Freitag, 2. August 2013

Lombok - Die Persönlichkeit des Ozeans

Ich sitze am Meer und bestaune das Farbenspiel des Wassers. Mein Auge erfasst jeden erdenklichen blau Ton. Zuweilen scheint das Wasser rein und ungetrübt, durchsichtig. Ohne ersichtlichen Übergang erscheint ein leuchtendes Kristallblau, wechselt von tiefem Türkis zu Azur und weiter ins königliche Blau. Wolken ziehen vorüber und der Kristall erscheint plötzlich dunkel, um nicht zu sagen schwarz.


Verändert der Ozean seine Persönlichkeit von Augenblick zu Augenblick?

Es bleibt doch die gleiche Grundsubstanz. Es ist immer das gleiche Wasser. Verändert sich also nur die Reflexion des Wassers oder ist es sogar meine Wahrnehmung, die mit mir spielt?

Der Mensch misst seinen Wert an den Attributen seiner Persönlichkeit. Einige Charaktereigenschaften scheinen bezaubernd und schön, andere dunkel und schwarz. Wir bemühen uns so sehr, die Oberfläche unseren Vorstellungen entsprechend zu gestalten, doch es bleibt die gleiche Grundsubstanz. Hinter der Oberfläche bleibt das Göttliche bestehen. Wahrhaftig, makellos und ewig.

Warum verwenden wir soviel Energie und Zeit mit der oberflächlichen Reflexion unseres wahren Selbst oder damit, unsere Wahrnehmung dieser Oberfläche zu bewerten und zu katalogisieren?

Dabei könnten wir doch einfach nur eintauchen und uns selbst sein. 

Weitere Gedankenanstösse unter: http://www.wanderer-der-welten.ch/blog/