Der durchschnittliche Mensch will mit
seinem Umfeld in Interaktion treten. Dazu baut er eine persönliche Beziehungen
zu den Objekten (inkl. Menschen) in seinem Umfeld auf.
Eine Beziehung beginnt, wenn etwas in das
bewusste Wahrnehmungsfeld des Menschen tritt. Ein Stein ist nur eine Ansammlung
von Mineralien, ausser wir nehmen ihn bewusst wahr. Wenn wir darüber stolpern
oder einen Stein von einem geliebten Menschen erhalten, wird der Stein mit
Gefühlen verbunden und wir haben plötzlich eine Beziehung zu dieser
Mineralien-Ansammlung.
Je nach Intensität der Gefühle zu dem
Stein, bringt die Beziehung unterschiedlich starke Abhängigkeiten mit sich.
Wenn wir über den Stein stolpern, empfinden wir in der Regel negative Gefühle.
Wenn diese stark sind wie bei Schmerzen, entsteht für den Moment eine starke
Verbindung bzw. eine Abhängigkeit zu dem Stein, was sogar dazu führen kann,
dass wir dem Stein einen Tritt versetzen müssen, bevor wir die Beziehung lösen
können. Beziehungen, die aufgrund negativer Emotionen entstehen, kann der
Mensch aber meistens schnell lösen, da er die negativen Gefühle nicht erneut
erlegen will.
Die meisten Steine sind uns gleichgültig,
weil sie gar nicht erst in unserem Wahrnehmungsfeld auftauchen. Ohne bewusste
Wahrnehmung keine Emotion und keine Beziehung bzw. Abhängigkeit. Der Mensch und
der Stein sind frei.
Wie verhält es sich aber nun, wenn
plötzlich intensive positive Gefühle mit dem Stein in Verbindung gebracht
werden? Wenn z.B. ein geliebter Mensch ihn uns schenkt und wir den Menschen
vielleicht sogar verlieren. Plötzlich verbinden wir mit dem Stein nicht nur die
positiven Gefühle aus dem Moment, da wir ihn erhalten haben sondern projizieren
die Gefühle für den anderen Menschen auch noch in den Stein. Der einzige
Unterschied zu den Beziehungen auf der Basis negativer Gefühle ist, dass wir
Menschen die guten und schönen Gefühle behalten und wiederholen wollen. So
trägt der Stein plötzlich die Bürde, in uns positive Gefühle hervorrufen zu
müssen. Wir sind von dem Stein abhängig.
Mit den Beziehungen zwischen Menschen
verhält es sich gleich. Wenn ein Mensch uns Leid verursacht, binden uns die
negativen Gefühle der Wut oder des Ärgers an ihn. Eine Beziehung ist
entstanden. Da der durchschnittliche Mensch negative Emotionen aber vermeiden
will, löst er die Beziehung so schnell wie möglich auf.
Nun gibt es aber Menschen, die in anderen
Menschen intensive positive Gefühle wecken. Wir verbinden das Objekt Mensch mit
positiven Emotionen und wollen diese aufrecht erhalten. Und schon ist eine
Beziehung der Abhängigkeit entstanden. Denn aus irgendeinem Grund glaubt das
Unterbewusstsein, diese Gefühle nur in der Beziehung zu genau diesem Menschen
(oder Stein) erfahren zu können. Der andere Mensch trägt plötzlich die Verantwortung
dafür, dass wir uns gut fühlen.
Freiheit wäre gemäss spirituellen Schriften
wohl, nicht mehr in Beziehung zu Objekten und anderen Menschen zu treten. Da
Beziehungen Gefühle bedingen, würde diese Theorie ein Leben ohne Emotionen
bedeuten. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich für meinen Teil würde das nicht
wollen.
Hier also eine Theorie für den
durchschnittlichen Menschen:
Ich will also Emotionen und Beziehungen.
Aber ich möchte keine Abhängigkeit, zumindest keine Andauernde. Also könnte ich
doch damit anfangen, positive Gefühle auch zu empfinden, wenn ich alleine – das
heisst ohne Objekte - bin. Also
ohne andere Menschen, ohne Bier und ohne Meditationspraxis. Und vielleicht komme
ich ja an den Punkt, da es nicht mehr so wichtig ist, ob ich mich gut oder
schlecht fühle. Dann müsste ich mich auch nicht mehr an die Beziehungen mit
positiven Gefühlen klammern.
Ein paar Denkanstösse:
- Bist du abhängig, wenn ein Bier nach einem anstrengenden Tag dich entspannt und dir ein gutes Gefühl gibt?
- Bist du abhängig, wenn eine Meditations- oder Yogapraxis nach einem anstrengenden Tag dich entspannt und dir ein gutes Gefühl gibt?
- Wer oder was hilft dir immer, wenn du so richtig down bist?
Ich glaube, nichts und niemand hilft immer.
Aber ich vertraue darauf, dass immer und überall etwas kommt, dass mir hilft.


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