Was tut die Schweizerin auf Zimtsterne-Entzug in Goa? Genau, sie schreibt Märchen. Frohe Weihnachten euch allen.
Die grosse Eiche war da seit Menschen Gedenken. Als sie ein junger
Sprössling war, gerade 100 Jahre alt, kamen die ersten Menschen auf den
Berg. Es waren kleine, feine Wesen, die zu schwach waren
der Sonne, dem Wind und dem Regen zu trotzen. Kein Wunder, ihre
kleinen Wurzeln trugen sie über dem Boden. Es war ein Kommen und Gehen.
Sie bauten Häuser aus den Ästen der Eiche, welche aber bald
wieder einbrachen. Doch die Eiche hatte nichts dagegen, hatte sie ja
der Äste genug.
Irgendwann baute jemand eine Bank unter die Eiche und seither wusste
die alte Eiche über alles Bescheid, was im Städtchen so vor sich ging.
Und sie erfreute sich jeder Geschichte.
Der Kutscher erzählte von Städten in der Ferne, die er mit seinem
Vierräder bereiste. Dieser machte einen höllischen Lärm, wenn er an der
Eiche vorbei fuhr und sie musste jedes Mal husten. Der
Maler erzählte von Landschaften mit purpurnen Bergen und
türkisfarbenen Flüssen. Doch in letzter Zeit sprach er nur noch von
bewegten Bildern, auf denen bis zu tausend Eichen Platz hätten.
Jeder im Dorf hatte seine Aufgabe. Die Kräuterhexe wusste zu helfen,
wenn jemand einen Husten hatte. Der Wasserschmecker konnte riechen, wie
das Wetter am nächsten Tag sein würde, damit die
Menschen ihre Ernte einfahren oder ihre Häuser schützen konnten.
Wenn es im Rücken zwickte, suchte man den Knochenbrecher auf und wenn
zwei sich uneinig waren, wusste der Rechtsverdreher Rat. Die
Aufgabe der Eiche war es, den Menschen Schatten zu spenden.
Eines Tages kam ein Zauberer mit seinem Zauberkasten in die Stadt.
Der maische Kasten glitzerte in allen Farben und der Zauberer verkündete
auf dem Dorfplatz, der Kasten sei allwissend. Er
richtete seine Zauberwerkstatt unter der alten Eiche ein. Die
Menschen waren neugierig und stellten dem Zauberer alle möglichen
Fragen. Dieser klimperte bei jeder Frage eine Melodie in den
Zauberkasten. Es blitzte und funkelte und der Kasten zeigte wirre
Bilder mit kryptischen Zeichen, die die Eiche noch nie gesehen hatte.
Doch jedes Mal strahlten die Menschen und waren dankbar für
die Antworten.
Schon bald brauchte niemand mehr die Kräuterhexe. Kaum einer wollte
noch mit dem Kutscher in die nächste Stadt fahren, da der Zauberkasten
alle Fragen beantworten konnte. Der Rechtsverdreher war
der erste, der die Stadt verliess. Von den wissenden Leuten blieb
nur die Kräuterhexe, die bald die Häuser der anderen Menschen putzte. Es
war halt ein Kommen und Gehen.
Als die Herbstwinde den Berg heimsuchten, gab es ein fürchterliches
Gewitter, wie die Eiche in all den Jahren nur wenige erlebt hatte. Der
Himmel öffnete sich und ein heller Blitz fuhr nieder zur
Erde genau dort wo die Eiche stand. Die Eiche zuckte und knackte und
schüttelte das Laub ganz heftig. Doch so ein bisschen Licht konnte sie
nicht erschüttern.
Als die Menschen am nächsten Tage kamen, um den Zauberkasten zu
befragen, blieb dieser dunkel und still. Er wollte nicht antworten, so
sehr der Zauberer sich auch bemühte. Am Tage darauf reiste
der Zauberer ab.
Und dann war niemand mehr da, den die Menschen hätten um Rat fragen
können. Wer krank wurde, musste die Stadt verlassen und keiner kam
zurück. Wenn zwei sich uneinig waren, gab es einen so
heftigen Streit, dass keiner von beiden länger an diesem Ort bleiben
wollte.
So verliessen jeden Tag mehr Menschen den Ort. Die Häuser blieben
leer und schliesslich war nur die Kräuterhexe übrig. Sie kam oft, um mit
der Eiche zu sprechen und meistens schimpfte sie über
den Zauberer. Er habe das Elend über diese schöne Stadt gebracht.
Wäre der Zauberkasten nicht gewesen, hätten sie alle für immer an diesem
Ort ein herrliches Leben führen können. So glaubte sie.
Eines Tages, sie hatte wieder den Zauberer verflucht, schlief die
alte Frau auf der Bank unter der Eiche ein. Sie schlief so lange, bis
der Wind sie schliesslich fort trug. Der nächste Schnee
begrub die Häuser der Menschen unter sich und es blieb die alte
Eiche alleine auf dem Berg. Es war ein Kommen und Gehen. Die Eiche
freute sich schon auf die nächsten Wesen, die der Frühling auf
den Berg bringen würde. Ende.
Und davon gibt es noch viel mehr unter:


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